Zahlen, Zahlen und nochmals Zahlen ...

Zuchtwertschätzung

Genomische Selektion bei German Piétrain Ebern - der Eintritt in ein neues Zeitalter

In einem Gemeinschaftsprojekt der Universität Hohenheim, der LSZ Boxberg, der GFS Ascheberg, der SHZ Neumünster und von German Genetic wird derzeit ein Verfahren zur Schätzung von Zuchtwerten anhand von Informationen aus dem Genom entwickelt. Die bisher vorliegenden Erkenntnisse bieten Anlass zur Hoffnung, dass das Verfahren die Zuchtarbeit revolutionieren wird. Das German Piétrain-Zuchtprogramm bietet mit mehr als 2.000 Stammsauen und 1.500 Stammebern eine hervorragende Struktur für die Etablierung des Verfahrens. Die genomische Selektion im German Piétrain-Zuchtprogramm wird 2012 in den Routinebetrieb gehen.

Was ändert sich?

Im Rahmen tierzüchterischer Aktivitäten wird versucht, Merkmale zu verbessern, indem man die genetische Veranlagung der Tiere verändert. Dies geschieht bislang durch die Selektion anhand gemessener Leistungen, die im Rahmen der Leistungsprüfung ermittelt werden und in einer BLUP-Zuchtwertschätzung verarbeitet werden. Die Ausprägung dieser Leistungen eines Tieres ist bedingt durch die Erbinformationen auf dem Genom. Mit den Prüfprogrammen der Feld- und Stationsprüfung wird die Qualität eines Ebers bislang über seine

Nachkommen geprüft. Bei der genomischen Selektion kann bereits die Erbinformation beim Jungtier für die Zuchtwertschätzung genutzt und der Zuchtwert zu einem früheren Zeitraum genauer geschätzt werden.

Ablauf

Die Basis des Verfahrens bildet eine möglichst umfangreiche Referenz oder Kalibrierungsstichprobe. Anhand dieser Stichprobe werden die Jungtiere dann beurteilt. Aktuell befinden sich in der Referenzstichprobe ca. 900 Eber, deren Zuchtwerte aufgrund umfangreicher Prüfungen eine hohe Sicherheit aufweisen. Diese Tiere wurden mit einem sogenannten 60 K-Chip typisiert. Da der Einsatz dieses Chips heute noch sehr teuer ist, wird im Rahmen des Projektes an einem Chip gearbeitet, der günstiger ist und dann im Routinebetrieb eingesetzt werden kann.

Was bringt´s?

Durch die Einführung der überregionalen Zuchtwertschätzung im Jahr 2009 war es möglich, Tiere aus unterschiedlichen Regionen zu vergleichen. Die überregionale Zuchtwertschätzung fußt auf definierten und einheitlichen Prüfprogrammen und einer umfangreichen Datenbasis. Die überregionale Zuchtwertschätzung ist jetzt auch die Basis für die genomische Selektion.

Im Rahmen der Zuchtstufe wird die genomische Selektion als weitere Säule in das Prüfprogramm eingebaut und soll diese nicht, wie in anderen Zuchtprogrammen, ersetzen. Ziel ist es, genetisch optimierte Zuchtwerte mit höheren Sicherheiten zu erhalten. Mit der Umsetzung des Verfahrens können Spitzenvererber frühzeitig erkannt und entsprechend eingesetzt werden. Für die Produktionsstufe werden damit die Erzeugungskosten durch deutlich steigende Zuchtfortschritte verringert. Auch können eventuelle Negativvererber frühzeitig herausgefiltert werden, noch bevor sie in den Einsatz gehen. Der Ferkelerzeuger kann sich entsprechende Eberwunschlisten dann noch zielgerichteter erstellen und die Homogenität der Ferkelpartien steigern.